Thiede kleine Vase

von am 1. April 2009 in Nachrichten, Planet Schach

Thiede kleine Vase

Dragojle Babic ist tot. Er starb im Alter von nur 43 Jahren. Die Berliner Schach­ge­meinde ist um einen starken Spieler ärmer geworden.

Die Schach­freunde Berlin, deren Mitglied Dragojle Babic seit 1993 war, trauern nicht nur um den origi­nellen Schach­spieler. Wir trauern um den liebens­werten, inter­es­santen Menschen, um den wahrhaft guten Freund Drago Babic.

Drago war mit seiner jungen Familie vor den Schrecken des Bürger­kriegs im zerbre­chenden Jogoslawien nach Berlin geflohen.

Durch Rainer Dambach, dem damaligen Vorsit­zenden, kam er zu den Schach­freunden. Bald wurde sichtbar, dass Drago für den Verein schach­s­portlich und menschlich eine große Berei­cherung war.

In den ersten Jahren verstärkte er die 1. Mannschaft. Später spielte Drago in der 2. Mannschaft. In der Saison 2003/2004 gelang ihm in der Zweiten Bundesliga folgender Sieg:

Typisch Drago! Die Eröffnung eher unorthodox, aber im Nahkampf sehr stark. Das machte auch seine große Stärke im Blitz­schach aus. Im Jahr 2002 wurde er Berliner Einzel­meister. Mit dem Blitzteam der Schach­freunde gelangen ihm noch mehr Erfolge als in Einzel­tur­nieren - in der Mannschaft fühlte er sich immer besonders wohl. Hervor­zu­heben ist der 1. Platz bei der Norddeut­schen Blitz­mann­schafts­meis­ter­schaft im Jahr 2000, der 5. Platz bei der außer­or­dentlich stark besetzten Deutschen Blitz­mann­schafts­meis­ter­schaft 1999 in Bonn sowie der 4. Platz im Folgejahr in Detmold, an denen Drago mit ausnahmslos guten Einzel­er­geb­nissen jeweils großen Anteil hatte.

Es sind häufig die kleinen Geschichten, an die man sich noch lange erinnert. Mir kommt unwei­gerlich ein Vereins­abend im Sommer 1995 mit meinem lieben Freund in den Sinn: Drago, Stephan Berndt, Lars Thiede und ich hatten am Wochenende zuvor erstmals am Forster Rosen­gar­ten­turnier teilge­nommen. Rainer Dambach inter­es­sierte sich für den Turnier­verlauf und Drago antwortete in einem damals noch gebro­chenen Deutsch. Zu den Brett­preisen befragt berichtete er über seinen Geldpreis, die große Kaffee­ma­schine für Stephan Berndt, den Rucksack, den ich gewonnen hatte, und, mit einem Schmunzeln und unnach­ahm­lichen Gestik, von „Thiede kleine Vase“. Alle lachten, auch Lars, und anlässlich wohl jeder Preis­ver­leihung in späteren Jahren wurde diese Anekdote zum besten gegeben.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Tanja, seinen beiden Töchtern und seinem Sohn.

Zeig Bobby im Blitz wie stark Du bist. Wir werden Dich niemals vergessen!

Rainer Polzin für den Vorstand der Schach­freunde Berlin 1903 e.V.

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