Schach-960: FM Paulsen 5:0

von am 14. Februar 2015 in Funkspruch

Schach-960: FM Paulsen 5:0

Wenn er sich nicht selbst eine Grube gräbt, so ist dem mehrfachen „Berliner Meister im Schach 960“ FM Dirk Paulsen in dieser Disziplin im Berliner Sprachraum wohl kaum ein Turnier­gewinn streitig zu machen. Der Einsatz der hausei­genen Geheim­waffen GM Rainer Polzin und IM Lars Thiede konnte daran nicht rütteln:

Hier die Endta­belle

Den inoffi­zi­ellen Preis des „Fairsten Spielers“ teilten sich – von allen unbemerkt: Zoran Filipovic und Dusan Jeremic. Die Partie der beiden war aufgrund eines regel­wid­rigen Zuges von Zoran klar entschieden, nämlich 1:0 für Dusan. Nachdem bereits die nächste Runde ausgelost war, meldete sich Dusan und wünschte Korrektur der Eingabe in 0,5:0,5. Eine Runde später aller­dings wollte Zoran das nicht mehr gelten lassen, sodann also wieder 1:0 für Dusan. Die letzte Korrektur des Ergeb­nisses nahm ich dann in der letzten Runde vor, als Dusan nochmals auf eine Punkte­teilung bestand. Ich versuchte im Programm mit der regel­wid­rigen Ergeb­nis­eingabe 1:1, was mir aber nicht mehr gelang.

Überschattet wurde das Turnier später noch von einem Anruf von Markus Zelanti, der aus irgend­welchen Kanälen vom plötz­lichen Tod des Wilfried Pilgrim erfahren hatte. Wilfried hatte vor drei Wochen – zu meinem beson­deren Stolz – selbst bei unserer erst zweiten Ausgabe des Schach-960-Turnieres teilge­nommen.

Wilfried wird bei mir und uns in Erinnerung bleiben als ein schach­spie­lender Mensch, den man gern als Freund gehabt hätte. Und auch als ein mensch­licher Schach­spieler, gegen den man genauso gerne verloren, wie auch gewonnen hatte, weil das Spiele­rische das Eigent­liche war.

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1 KommentarKommentieren

  • Dirk Paulsen - 19. Februar 2015 Antworten

    Selbst wenn mich dieser Kommentar in gewisser Weise stolz machen sollte/könnte: meine Siege gegen Polzin und Thiede in den letzen beiden Runden hatten nach meiner Auffassung wenig mit der zugelas­senen Vielfalt der Ausgangs­stel­lungen zu tun. In beiden Partien hatte ich in gewissen Phasen der Partien Nachteil. Dies bedeutet einer­seits: es kann unmöglich etwas mit den entzo­genen (beidseits, aber der davon angerichtete Schaden vermutlich auf meiner Seite geringer) Theorie­kennt­nissen zu tun haben. Auch nehme ich keineswegs eine mir angedichtete Überle­genheit hin. Ich habe Erfolge gehabt, das ist richtig. Ich freue mich mehr auf derartige Turniere als auf andere. Ebenfalls richtig. Ich konzen­triere mich vielleicht dadurch noch etwas mehr. Denkbar. Ich habe auch eine viel geringere Sorge, aus der Eröffnung mit Nachteil zu kommen, gerade gegen bessere Gegner­schaft, und sehe mich von daher nicht zu meinen im klassi­schen Schach teils schon legen­dären, aber in der Vielzahl haarsträu­benden Experi­menten gezwungen, nur um dem Gegner den Vorteil überle­gener Kennt­nisse zu entziehen. All dies ist richtig. Aber: Glück bleibt Glück, und dies war mir in diesen beiden gewon­nenen Partien hold.

    Und nicht nur in diesen. Denn, unabhängig davon, dass man eine Partie auch fehlerfrei oder zumindest sehr gut spielen könnte, planvoll und logisch, mit ökono­mi­schem, angemes­senen Zeitver­brauch, so benötigt man noch immer die Hilfe des Gegners, auf welche man nur einen geringen Einfluss hat. Stichwort hier: „Fehler.“ Wobei durchaus die Illusion besteht, dass man diese „erzwingen“ kann. Das „Erzwingen“, wie man meint, entsteht dadurch, dass man Druck ausübt. Dieser kann sowohl zeitlich aus auch stellungs­mäßig ausgeübt werden. Maximal erhöht man die Wahrschein­lichkeit dadurch, dass man eigene Fehler vermeidet. So sehr man aber noch immer daran glaubt, dass man ihn mit eigenen und in der Regel überle­genen Fähig­keiten erzwungen kat, geschieht dieser noch immer ungeplant und zufällig.

    Vor einer Partie ist der Ausgang offen. Die Favori­ten­stel­lungen ergeben sich anhand der Elo-Zahlen (als ein nicht ganz hinrei­chends Hilfs­mittel). Sobald man aber die Wahrschein­lich­keiten für die Partie­aus­gänge exakt errechnet hat, mit beispiels­weise Weißsieg bei 75% (ein klarer Favorit also), Remis bei 20% und Schwarzsieg bei 5%, so wäre der Rest der Angele­genheit eine Art Zufalls­ex­pe­riment -- für den Außen­ste­henden (denn die Spieler selbst haben die Illusion, einen Einfluss darauf nehmen zu können; diese Einfluss­nahme ist in der korrekten Berechnung aber bereits enthalten). Falls ich also sogar zu der waghal­sigen Prognose käme, dass meine Partien gegen die in der Eloliste über mir rangie­renden Höher-Titel­träger ausge­glichen wären in der Wahrschein­lich­keits­ver­teilung (beispiels­weise 13 jeweils) aufgrund der mich angeblich begüns­ti­genden Disziplin (und diese Einschätzung würde ich auch schon ernsthaft anzufechten haben), so benötigte ich noch immer für 23 Glück, um von dem mir zugeteilten einen Drittel auf die 100% zu kommen, welche ich nach der Austragung hätte.

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