4. Mannschaft: Runde 2-5
Ein Sieg gegen VfB Hermsdorf in der 2. Runde war nicht unbedingt zu erwarten. Aber einmal mehr zeigte sich, dass wir in vernünftiger Aufstellung jede Mannschaft schlagen können. Vorne sind Leute wie Dusan Jeremic, Abdelkerim Krichi und Wolfram Burckhardt sowieso immer für einen Sieg gut - dieses Mal haben wir aber auch hinten ordentlich gepunktet – 2,5/4 vorne, 2,5/4 hinten – sehr schön!
Im relativ unbekannten Ausweichspiellokal setzte ich morgens beim Aufschließen erst einmal kurz die Alarmanlage in Gang – der eilends angerufene Sicherheitsdienst wollte mir nichts sagen, passiert ist aber auch nichts weiter, weder Sicherheitsdienst noch Polizei störten die Konzentration, im Gegensatz zu den Kirchtumglocken nebenan...
Amüsant ging es dann auch weiter: jeder Mannschaftsführer mit auch nur etwas Erfahrung hat immer ein Paar Ersatzkugelschreiber dabei – man kennt ja seine Pappenheimer. Dieses Mal waren zwar meine Jungens versorgt, die Gegner aber nahmen gleich zweifach meinen Dienst in Anspruch. Angst um sein Schreibmaterial braucht man in solch einem Falle nicht zu haben: am Ende wird man durch Liegengebliebenes mehrfach entschädigt.
Die Partien findet man unten; eine kurze Synopsis: bis auf die Niederlage von Fritjof liefen wir in keiner Partie Verlustgefahr. Dusan stand in einer guten Partie (fast am Ende) auf Gewinn, konnte aber wie schon in der 1. Runde den Sack nicht zumachen. Das wird sich mit Sicherheit in den nächsten Runden ändern. Wolframs Partie entfernte sich nie vom Ausgleich, am Ende war er etwas unzufrieden, weil er eher forcierte Zugfolgen wählte statt die Spannung aufrechtzuerhalten und seinem Gegner die Gelegenheit zu Fehlern zu geben. Auch Yizheng stand auf Gewinn, während nur Thorben sich in schlechterer Stellung verteidigen musste. Es hätte also ohne weiteres 6:2 ausgehen können, was sicherlich eine kleine Sensation gewesen wäre. So aber verbleiben wir mit dem Gefühl, einen überzeugenden und ungefährdeten Sieg gelandet zu haben. Kommende Runde am 2. Dezember geht es gegen die starken Eckbauern.
– So weit der Bericht zur 2. Runde, der dann wegen technischer Schwierigkeiten, für deren Lösung bisher aufgrund familiärer Ereignisse die Zeit fehlte, nicht veröffentlicht werden konnte. Zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit konnte ich aus denselben Gründen in der 3. Runde beim Kampf meiner Mannen nicht vor Ort sein. Sie machten mir aber alle Ehre: überraschend auch in der Höhe von 5:3 gewannen sie gegen Eckbauer bei einem Schnitt von DWZ 1884 gegen 1920. Sogar die einzige Niederlage von Peter Baranowsky war unnötig; weil er nicht wusste, wie es stand bzw. falsche Informationen erhielt, verschmähte er eine Zugwiederholung und überzog mit Mehrqualität seine Partie in dem Glauben, auf Gewinn spielen zu müssen. Schade für ihn, umso mehr es ein vermeidbares Kommunikationsproblem war, aber das schmälert nicht den Erfolg der Mannschaft.
In der 4. Runde am 17.12 waren die Tempelhofer unser Gegner, die mit einem interessanten Konzept antreten: vorne Leute mit 2200+ und Oberligastärke, hinten junge Spieler mit einer vergleichsweise niedrigen DWZ. Das ist lobenswert und kann aufgehen, muss aber nicht. Vor allem nicht, wenn die Speerspitze Brustkern/Mihok/Schmidbauer mit 4⁄7 im Hinblick auf ihre DWZ bescheiden agiert. Wie mir ein Spieler nach dem Kampf verriet, setzen allerdings auch die Jugendlichen nicht auf das erwünschte Trainingsmaß, sodass sich der SK Tempelhof auf dem letzten Platz wiederfindet. Trotzdem war das Ergebnis von 6:2 bei einem DWZ-Schnitt von 1892 gegen 1962 jetzt nicht unbedingt zu erwarten – nicht umsonst sind wir zusammen mit Weiße Dame die Mannschaft mit dem höchsten DWZ-Zugewinn (und Tempelhof die mit dem höchsten Verlust).
Ich fing gerade an, mich nach dem mir unbekannten 4. Zug meines Gegners in die Stellung vertiefen zu wollen, da teilte mir Peter Baranowsky mit, es stehe 1:0: er habe im 5. Zug eine Figur gewonnen und sein Gegner sofort aufgegeben (selbstverständlich blieb Peter noch 5 Stunden bis zum Schluss, um seine Mannschaftskameraden moralisch und organisatorisch zu unterstützen – eine vorbildliche Einstellung, die sicher auch für die bisher erfolgreiche Saison verantwortlich ist). Das war die kürzeste Gewinnpartie, der ich bisher beiwohnen durfte, und ebenso irritiert wie erfreut setzte ich den Kampf fort.
Allerdings war bald abzusehen, dass der arme Fritjof, der in einer kleinen Schachkrise zu stecken scheint, nach einem Eröffnungsfehler wohl verlieren würde. Sein Gegner machte es dann noch einmal recht spannend, aber am Ende stand die Niederlage. Meine Laiendiagnose lautet Konzentrationsschwierigkeiten, denn von seinem Schachverständnis her ist Fritjof deutlich eher an den 2000 als an den 1800. Ich bin aber zuversichtlich, dass er das in den Griff bekommt und dann wieder ordentlich punkten wird. Schwer hatte es desgleichen Dusan gegen Brustkern. Auch er behandelte die Eröffnung nicht optimal und geriet recht schnell in einen Königsangriff, der am Ende durchschlug. Die restlichen Partien aber wurden alle gewonnen, was vom Partieverlauf her zwar auch nicht immer zu erwarten war, aber am Ende in Ordnung geht.
Theo Heinze spielte eine bemerkenswerte Eröffnung auf ebensolche unkonventionelle Weise und erlangte schnell Kompensation für den geopferten Bauern. Statt ruhig weiterzuspielen und den Bauern Bauern sein zu lassen, versuchte er allerdings, mit 13. … f5 die Dinge zu forcieren – nach 14. exf6 hätte er einen schweren Stand gehabt. So aber überrannte er seinen Gegner im Königsangriff.
Thorbens Gegner öffnete zu früh das Zentrum und tauschte dabei einen wichtigen Zentralbauern gegen einen unwichtigen Randbauern. Nach zwei schwachen Zügen hintereinander gewann Thorben Bauer, Figur und Partie. Seine 3,5/4 sollen hier unbedingt erwähnt werden!
Arnds Partie ist mir zu kompliziert, um was dazu zu sagen. Der geneigte Leser möge sich selbst ein Bild machen. Jedenfalls ist der Anteil ungleichfarbiger Läuferendspiele in dieser Mannschaft äußerst hoch – eine Trainingseinheit dazu wäre sicher sehr fruchtbar.
Ahmo gewann im Königsinder, mit dessen Theorie bzw. Motiven sein junger Gegner nicht ausreichend vertraut war, in der Eröffnung mit einem klassischen Manöver einen Bauern, den er nicht mehr hergab. Zusammen mit dem Positionsvorteil verwerte er das zwar nicht auf dem klarsten Weg, aber doch souverän. Vielen Dank für den nun schon 2. Einsatz mit 2/2!
Damit wechselten wir ins neue Jahr auf dem 3. Tabellenplatz. In der jüngsten 5. Runde ging es den Aufstiegsfavoriten Zugzwang Pankow, gegen die wir klarer Außenseiter waren: ein DWZ-Schnitt von 2084 gegen 1926 spricht für sich. So kam es dann auch: simply outclassed nennt man das wohl. Beim 2:6 konnte neben mir, der ich ein verlorenes Springerendspiel rettete (immerhin –), lediglich noch Thorben Lindhauer (im 5 Spiel das 5. Mal Weiß – was hat der nur für einen Mannschaftsführer?) ein Remis aus der Position der Stärke heraus erlangen. Im Mittelspiel überspielte er seinen über 150 Punkte stärkeren Gegner und gewann einen Bauern, was aber nur für ein Turmendspiel mit 4:3 auf einem Flügel reichte. Schwer zu gewinnen und bald wurden die Bemühungen eingestellt. Mit 4⁄5 und einer Performance von über 2100 hat Thorben aber nicht wirklich einen Grund, sich zu beschweren.
Highlight war aber ohne Zweifel der schöne Sieg von Theo Heinze gegen den fast 200 Punkte stärkeren Christian Düster. Auch diese Partie mit kurzen Kommentaren von Theo findet man unten; damit hat Theo ebenfalls eine Performance von über 2100. Sehr schön.
Trotzdem haben wir uns mit dieser Niederlage aus dem Titelrennen verabschiedet. Kommende Runde am 27. Januar geht es dann gegen Oberschöneweide – ein dritter Tabellenplatz am Saisonende wäre auch nicht schlecht.
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