David gegen Goliath: Es hat nicht gereicht

von am 15. Oktober 2016 in Berichte zur 1. Bundesliga, Schachbundesliga

David gegen Goliath: Es hat nicht gereicht
Nachbereitung: die geschundenen Krieger am Abend (v.l. Marco, Kacper, Aleksander)

 

Wird der Saison­auftakt gegen Vorjah­res­meister Solingen gelingen? Dass gleich am Anfang Ex-Weltmeister Veselin Topalov, der erst kürzlich erneut Vater wurde, zum Einsatz kommt, ist nicht zu erwarten. Aus gleichem Grund abwesend wird wohl auch Anish Giri sein. Ausgleich an Brett 1, könnte man sagen. Doch die Solinger sind nominell insgesamt und an jedem einzelnen Brett klar überlegen. Auf ihrer Seite spielen mal eben 1100 ELO-Punkt mehr. Doch auch dies hat meist seinen Reiz: Das Spielen gegen einen stärkeren Gegner ist eine besondere Heraus­for­derung und Chance. Es fällt meist leichter, alles zu geben und natürlich braucht man Glück, hat aber wiederum nichts zu verlieren. Jeder halbe Punkt zählt. Jeder Wettkämpfer kann von Stern­stunden erzählen, und wir hoffen, davon heute ein paar zu sehen.

Die Bundesliga-Live-Seite überträgt die Partien wie immer zeitlich versetzt.

Schachfreunde Berlin   2,5  : 5,5   SG Solingen

Piorun, Kacper           ½  :  ½    Harikrishna, Pentala 
Krämer, Martin           ½  :  ½    Rapport, Richard
Mista, Aleksander        ½  :  ½    Ragger, Markus 
Schreiner, Peter         ½  :  ½    Smeets, Jan 
Lauber, Arnd             ½  :  ½    L'Ami, Erwin 
Baldauf, Marco           0  :  1    Nikolic, Pedrag 
Agopov, Mikael           0  :  1    Naumann, Alexander 
Thiede, Lars             0  :  1    Andersen, Mads

Die für mich zunächst inter­es­san­teste Partie spielt Kacper an Brett 1. Hier gibt es etwas auf diesem Level in letzter Zeit eher Seltenes zu sehen: Franzö­sisch, Winawer Variante. Schwarz kann nach 8. Dg4 Kf8 nicht mehr rochieren, Weiß wird am Königs­flügel, Weiß am Damen­flügel angreifen. Wenige Züge später hat Schwarz das Zentrum mit c5-c4 komplett festgelegt, der Hebel f6 ist bis auf weiteres nicht möglich. Weiß spielt an beiden Flügeln.

Der Kampf gestaltet sich nach 2,5 Stunden recht ausge­glichen. Nur die Partie von Lars an Brett 8 hat Schlag­seite. Zwei Springer und die Dame fallen über seinen Königs­flügel her, während die Vertei­digung schwer zu organi­sieren ist. Lars’ Zeit wird auch langsam knapp (noch 20 min für 20 Züge), ebenso wie die von Arnd (18 min für 22 Züge) und Marco (13 min für 14 Züge).

17.10 Uhr: Kacper wird den wichtigen Bauern auf e6 gewinnen und steht nun klar besser.

17.30 Uhr: Remis an Brett 2 - herzlichen Glück­wunsch, Martin!

17.40 Uhr: Lars verliert leider und die SG Solingen geht 1,5 : 0,5 in Führung.

17.50 Uhr: Aleksander hat eine Dame für Turm und Springer, ein inter­es­santes Ungleich­ge­wicht, zumal die Dame die schwachen schwarzen Bauern angreift und das Zusam­men­spiel der Türme noch nicht gut funktio­niert. Marco hat nur noch Sekunden und lebt vom Increment. Die Stellung scheint aber (noch) ausge­glichen zu sein, ein Leicht­fi­gu­renend­spiel mit beidsei­tigen Chancen. Kacper hat im Turmend­spiel einen Doppel­bauern mehr - ob er das gewinnen kann? Mikael setzt seinen b-Bauern in Marsch - das sieht gut aus. Arnd hat die Türme runter­ge­tauscht und zwei Bauern mehr im Endspiel mit Damen und ungleichen Läufern. Eine wirklich spannende Phase! Kaum zu glauben, dass der Kampf so offen gestaltet werden kann!

18.10 Uhr: Marco hat das Läuferpaar und aktives Spiel, aller­dings hat er einen Bauern weniger, was aber mögli­cher­weise nicht so stark ins Gewicht fällt.

18.15 Uhr: Remis an Brett 5 für Arnd, da war wohl mehr drin, und dann auch noch eine unerwartete Niederlage an Brett 7.  Nachdem Mikael mit dem weit vorge­rückten Freibauern auf b6 klar besser stand, stellte er in Zeitnot einen Turm ein und musste kurz darauf aufgeben. Wie schade! Es steht 3:1 für Solingen.

Alle haben die Zeitkon­trolle geschafft. Es sieht an den verblei­benden Brettern mehr oder weniger remislich aus.

ca. 19.30 Uhr: Alle Partien sind beendet, leider hat Marco sein Endspiel gegen Pedrag Nikolic nicht halten können, Peter und Kacper steuern ein Remis zum Gesamt­kon­to­stand von 2,5 Punkten bei. Genau­sogut hätte das Resultat auch „unent­schieden“ lauten können: Arnd hätte nach 25. Dxa7 gute Gewinn­chancen gehabt, Mikael stand besser und verlor, Kacper hatte ebenfalls Gewinn­chancen eingangs des Turmend­spiels. Immerhin wurde Lars’ Prognose von 2 Punkten übertroffen. Das Ergebnis ist standes­gemäß, aber angesichts der Übermacht haben sich die Schach­freunde doch recht gut verkauft.

Morgen geht es ab 10 Uhr gegen die Mülheimer, die heute in ebenfalls starker Aufstellung mit 6,5 : 1,5 gegen König Tegel gewonnen haben.

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1 KommentarKommentieren

  • Aleks Jovalekic - 30. Oktober 2016 Antworten

    Danke für die gelun­genen Zusam­men­fas­sungen. Da fühlt man sich fast wie live vor Ort.

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