Skandal in der Oberliga!

von am 23. März 2012 in 2. Mannschaft, SFB2 Saison 2011/12, Teams

Skandal in der Oberliga!

Oberflächlich betrachtet war es das Spiel eines Absteigers gegen ein Team aus dem oberen Mittefeld. Alles andere als ein deutlicher Sieg gegen die auch noch ersatz­ge­schwächt angetre­tenen Greifs­walder war nicht vorstellbar. Doch hatte keiner mit dem tiefen Griff in die Trick­kiste durch die Norddeut­schen gerechnet!

So setzten die Greifs­walder ganz unlautere Taktiken ein, die so in der Liga noch nicht gesehen wurden. SPORTSGEIST! Und FAIRNESS!!! Diesen üblen Methoden trafen uns völlig unvor­be­reitet, und so hatten wir ihnen im Kampf nichts entge­gen­zu­setzten.

Hier die Dokumen­tation der skanda­lösen Ereig­nisse aus Sicht des Bericht­erstatters:

Kurz nach 5,5 (vulgo: halb elf) erreichte ich das Spiel­lokal. Dort traf ich Jan Wendt, wie er die Uhren einstellte. (Das Jan vor mir im Spiel­lokal war hätte schon alle Alarm­glocken schrillen lassen sollen, dass an diesem Tag irgendwas nicht stimmt.) Die Bretter standen schon, so wollte ich mich daran machen, die Figuren aufzu­bauen. Ein Blick links, ein Blick rechts - irgend etwas fehlt hier doch?

Inves­ti­gative Recherche durch CSI Schöneberg ergab, dass unser „Zeugwart“ (Namen tun hier nichts zur Sache) morgens zwar Bretter, Uhren, Kaffee und Kuchen einge­packt hatte, aber leider die Figuren zu Hause hatte stehen lassen. (Der Kampf fand nicht in unserem normalen Spiel­lokal statt, so dass das ganze Material trans­por­tiert werden musste.) Nun hieß es also warten...

Zum Zeitver­treib wurde einfach mal der Schieds­richter befragt, was denn das Regelwerk für solche Fälle vorsieht. Ab 11 Uhr hätte halt bei allen Berlinern die Zeit angefangen zu laufen. Aller­dings, so der Schiri, habe er sich mit den Greifs­waldern darauf verständigt, dass dies erst ab 11.10 Uhr der Fall gewesen wäre!!!

Was soll das? Sports­geist?? Fair Play??? Wo sind wir denn hier???? Was, wenn das jetzt alle so machen?????

Eigentlich ging es in dem Kampf doch darum, dass die Greifs­walder ihre letzte zumindest theore­tische Chance auf den Klassen­erhalt nutzen, und wir durch einen Sieg zum einen unsere letzten theore­ti­schen Abstiegs­sorgen vergessen machen und vor allem unserer dritten Mannschaft in deren Abstiegs­kampf unter­stützen wollten. (Fragt mich nicht nach Details. Aber gemäß Leuten, die sich damit auskennen, droht eine Abstiegs­welle von der 1. und 2. Bundesliga durch die Berliner Ligen.) Durch diese großzügige Greifs­walder Geste wurde unser Aggres­si­ons­niveau schlag­artig auf Null gesetzt.

Und noch ein Psychotrick: Statt wie befürchtet erstmals in der Saison ihre schwe­di­schen Legionäre aufzu­fahren, ließen die Mecklenburg-Vorpom­merer (Vorpom­meraner?) ihre bishe­rigen beiden Spitzen­bretter zu Hause. Als dann auch noch am Ersten Brett Jan Wendt mit Schwarz dank eines einzü­gigen Turmein­stellers seines Gegner die 1-0 Führung schoss, sollte doch eigentlich alles im Sack sein. Hier noch ein Remis, da noch ein Sieg, alles klar. Aber dann kamen die Konter. Im Detail:

Brett 1: Christian Barto­lo­maeus - Jan Wendt 0-1
Berlin - Greifwald 1-0

In einem Swesh­nikow-Sizilianer hatte Jan keine größeren Probleme. Das schwache Feld d5 und der schwache Bauer d6 wurden vollauf durch den aktiven Springer auf e5 kompen­siert. Durch die Beherr­schung der c-Linie und dem passiven weißen Springer auf a3 bekam Jan sogar langsam Oberwasser. Und als Christian diesen Springer endlich über c4 aktivieren wollte, war plötzlich ein Turm weg.

 

Brett 4: Robert Glantz - Ulli Reyer remis
Berlin - Greifwald 1,5-0,5

In einer spani­schen Abtausch­va­riante folgen beide Spieler lange der Theorie. Schwarz kannte sich gut aus und konnte ein sicheres Remis erzielen.

Brett 6: Christoph Nogly - Christian Schwan 1-0
Berlin - Greifwald 2,5-0,5

Oberflächlich betrachtet ein katala­ni­scher Start-Ziel-Sieg. Am Brett sah es aber nicht so einfach aus. Aller­dings war es für Schwarz nach dem verfrühten Tausch seines schwarz­feld­rigen Läufers auch sehr schwer, die gedrückte Stellung auf Dauer zusammen zu halten.

Brett 7: Wilfried Woll - Stefan Brett­schneider 1-0
Berlin - Greifwald 2,5-1,5

Nach bislang 6 Punkten aus 6 Partien die erste Null von Bretti in dieser Saison. Hatte er in den vorigen Partien teilweise aus dem Nichts noch volle Punkte hervor­ge­zaubert, so erreichte er in dieser Partie nach der Eröffnung (Englisch / Hollän­disch) eigentlich eine vielver­spre­chene Stellung. Ein Remis­an­gebot im 19. Zug lehnte er ab und ließ seine Königs­flü­gel­bauern rollen. Dieser Angriff wurde jedoch geschickt ausge­kontert (Ta5! mit drohendem Schwenk zum Königs­flügel). In Zeitnot und Verlust­stellung lief Bretti dann noch in ein forciertes matt.

Brett 3: Klaus-Peter Koepcke - Jan Lundin 1-0
Berlin - Greifwald 2,5-2,5

Kurz nach der Zeitkon­trolle dann der Ausgleich. In einer Damen­in­di­schen Eröffnung vermischte Jan zwei Systeme, die wohl nicht zusam­men­passen: den Plan Se4 nebst Lf6 und den Zug Sa6 (wonach eher d5 folgt). In der Folge sah er sich zu einem Tausch von zwei Figuren gegen Turm und Bauer genötigt. Zwar hielt er seine Stellung gut zusammen. Sein Plan, am Damen­flüge vorzu­gehen, ging aber taktisch nicht.

Brett 5: Oleg Parasch­chenko - Sigi Weber 0-1
Berlin - Greifwald 3,5-2,5

Die Führung eroberte für uns dann der Spieler zurück, der eigentlich als einziger „Remiser­laubnis“ hatte. Sigi Weber sprang kurzfristig für den erkrankten Christian Kurz ein, obwohl er selber körperlich nicht auf der Höhe war. Aller­dings wählte sein Gegner gegen Sigis Aljechin-Vertei­diung den Zweibauern-Angriff. Und wenn man das in der heutigen Zeit schon mal auf dem Brett hat, will man es auch spielen. Sigi bekam schnell eine angenehme Stellung. Doch in der hochkom­plexen Partie war von vorne­herein klar das der gewinnen würde, der die Zeitnot­phase unbeschadet übersteht. Hier behielt Sigi den besseren Überblick, konnte einen Bauern gewinnen und kurz nach der Zeitkon­trolle durch eine kleine Kombi­nation eine Figur.

Brett 8: Rauno Jarvinen - Richard Valet 0-1 (korri­giert, siehe Kommentare)
Berlin - Greifwald 3,5-3,5

Dies war die Partie, die uns das Genick brach. Rauno eröffnete mit 1.Sc3 und bekam eine typischen Stellung aus der sizilia­ni­schen Drachen­va­riante  mit f3, Le3, Dd2 und großer Rochade. Der einzige Unter­schied: der Bauern steht noch auf e2 statt auf e4! Schwarz stand dem in nichts nach und rochierte auch zum Damen­flügel. Im kompli­zierten Mittel­spiel opferte Schwarz nach bekannten Mustern eine Qualität auf c3 und bekam dafür einen Bauern und Spiel gegen die geschwächte Königs­stellung. Im folgenden mauerte der Schwarze aber seinen Läufer auf a4 ein und Rauno erhielt einigen Vorteil. Statt die Situation am Damen­flüge zu klären, unterlief Rauno in Zeitnot aber ein schwerer Fehler. Er verlor einen weiteren Bauern. Viel schlimmer war aber, dass sein König auch noch einem heftigen Angriff ausge­setzt war. Nach der Zeitkon­trolle folgte nur noch Agonie.

Brett 2: Joachim Wintzer - Hannes Leisner 0-1
Berlin - Greifwald 3,5-4,5

Das Joachim seine seit der Eröffnung schlecht stehende Partie dann auch noch durch eine Einsteller beendete, war nur noch der Tropfen auf den heißen Stein. In einer Variante der symme­tri­schen Engli­schen Eröffnung opferte Schwarz auf c6 einen Bauern. Die Theorie empfiehlt, den Bauern nicht zu nehmen. Dies wusste Joachim aber nicht. So geriet er schnell in ein Schwer­fi­gu­renend­spiel, in dem er mit einem isolierten c-Bauern trostlos auf Remis spielen musste. Im folgenden musste er den c-Bauern opfern und konnte sich in eine Damen­end­spiel mit Minus­bauern retten. Dies versprach noch gute Remis­chancen. Auf ein Schach ging Joachim dann aus allge­meinen Erwägungen mit den König nach f1, was aber leider zum sofor­tigen Damen­tausch mit verlo­renem Bauer­nend­spiel führt. Nach Kg1 hätte Schwarz noch gute Technik zeigen müssen.

Alles in allem eine leider völlig verdiente Niederlage gegen einen nominell deutlich schwä­cheren Gegner. Da alle andere Kämpfe in der 2. Bundesliga Nord und in der OLNO zu unseren Gunsten verlaufen sind, sollten unsere Abstiegs­chancen wirklich minimal sein. Bei unserer dritten Mannschaft stehen wir aber in der Schuld, im Abschluss­kampf gegen Weiße Dame die Scharte gegen Greifswald wieder auszu­wetzen.

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2 KommentareKommentieren

  • Noch ein Greifswalder - 28. März 2012 Antworten

    Ein netter Bericht.
    Kleine Anmerkung noch: An Brett 8 spielte Richard Valet. Der Sohnemann siegte zeitgleich in Rostock. (Nicht das ein Funktionär das hier liest und erst mal alle unsere Punkte streicht, wegen Doppel­einsatz usw.... :-) )

  • Ein Greifswalder - 23. März 2012 Antworten

    Dassein Sieg gegen WD her muss, dem kann ich mich nur anschließen...

    Für alle Anderen ein Bericht aus Greifs­walder Sicht:

    http://www.greifswaldersv.de/wiki/pmwiki.php?n=Main.1112Erste#Runde_8

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