Das Schachfest von San Sebastián

von am 2. Januar 2012 in Planet Schach

Das Schachfest von San Sebastián
José Raúl Capablanca kam in San Sebastian 1911 groß raus. Arkadij Naiditsch tritt hundert Jahre später als Spitzenspieler des amtierenden Europameisters in der spanischen Stadt an.

Es geschah vor etwas mehr als hundert Jahren: Die beiden Super-Profis Ossip Bernstein und Aaron Nimzowitsch hatten keinen Erfolg mit ihrem Protest gegen den Grünschnabel, von dem auf inter­na­tio­naler Ebene noch nichts bekannt war. Doch der amtie­rende US-Champion Frank Marshall bestand auf dessen Teilnahme, und so wurde auch José Raúl Capablanca einge­laden.

Auch der 22-Jährige durfte im Februar 1911 also beim Super­turnier in San Sebastián teilnehmen, und der Kubaner spani­scher Abstammung, der gerade sein Studium an der New Yorker Columbia Univer­sität geschmissen hatte, um sich ganz dem Schach zu widmen, knöpfte sich Ossip Bernstein gleich in der ersten Runde vor. Nach dem Turnier, das er mit 9,5 Punkten vor Akiba Rubin­stein (9) gewann, wurde ihm für diese Partie der Schön­heits­preis zugesprochen. Auch Nimzowitsch kam dann in der achten Runde dran, auch er chancenlos gegen den Kubaner, der nach dem Turnier wie selbst­ver­ständlich den Weltmeister Emanuel Lasker heraus­for­derte. Lasker  nahm nicht am Turnier teil und ließ den Heraus­for­derer zudem noch zehn lange Jahre bis zu einem Match zappeln. 1921, zehn Jahre nach dem inter­na­tio­nalen Debüt Capablancas, war es schließlich soweit und die Welt hatte einen neuen Weltmeister.

Die spanische Stadt San Sebastián feiert das Jubiläum des Super­tur­niers seit Ende Dezember mit einem Turnier von ungewöhn­lichem Format: Bei dem K.O.-Event werden jeweils zwei Partien gleich­zeitig gespielt, eine mit Weiß, eine mit Schwarz. Die drei Turniere beim Donostia Chess Festival verlaufen gleich­zeitig. Die Verlierer des A-Turniers spielen im B-Turnier weiter, die Verlierer beim B-Turnier können im Open weiter­spielen. Zeitkon­trolle in allen drei Turnieren: 2 h+30 secs. Die Partien werden wegen des ungewöhn­lichen Formats nicht Elo-gewertet. Last-Minute-Einspringer Vugar Gaschimow, mit aktuell 2750 Elo-stärkster Teilnehmer, ist noch dabei. Und die Absteiger aus der A-Gruppe bekommen es mit Loek van Wely zu tun, der einer der Favoriten in der B-Gruppe ist.

Am Donnerstag werden wir beim Finale erfahren, wer sich bei diesem Turnier mit dem ungewöhn­lichen Format durch­ge­setzt hat, das sicher auch für Berlin inter­essant  wäre. Proteste anderer Spieler wie vor hundert Jahren sind jeden­falls nicht bekannt.

→ Ergeb­nisse und Partien bei TWIC

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2 KommentareKommentieren

  • F. O. - 5. Januar 2012 Antworten

    Update zwo: Nach Mamedjarow jetzt auch noch Ponomariow und sogar Gaschimov aus dem Rennen.

  • F. O. - 3. Januar 2012 Antworten

    Update 3. Januar: A. Naiditsch ist raus. Ebenso wie Maded­jajow und Vachier-Lagrave. Gashimov und Ponomariow jetzt die heißesten Kandi­daten für das 20.000-Euro-Preisgeld und das E-Bike.

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