Erwischt

von am 17. November 2011 in 5. Mannschaft, Nachrichten, Teams, Termine

Erwischt

Diesmal hat es die Fünfte erwischt. Wir haben eine sehr unglück­liche, knappe Niederlage einstecken müssen, die mehrere Ursachen hatte. Zunächst waren wir nur zu siebt angetreten, dann gab es eine umstrittene Schieds­rich­ter­ent­scheidung und dann gab es einen tragi­schen Helden Alihodzic. Hier die Gescheh­nisse im Einzelnen:

Brett 8: M. Hitzel­berger (1)

Michael hat seinen Gegner in der Schluss­phase der Partie auskom­bi­niert. Mit Schwarz hatte er zunächst Initiative erzielt und mittels einer schönen Bauern­ge­winn­kom­bi­nation am Ende des Mittel­spiels, die sowohl eigene als auch gegne­rische Grund­li­ni­en­matt­ge­fahren berück­sich­tigen musste, seinen Gegner demora­li­siert. In der Schluss­stellung drohte er mit Springer und Turm wiederum Matt bzw. einen weiteren Bauern­gewinn, was sich sein Gegner nicht mehr zeigen lassen wollte. Wie ich finde, wieder eine überzeu­gende Partie­anlage unseres 8. Brettes.

 

Brett 7: J. Winkler (0)

Johannes kam mit Weiß in eine sehr gedrückte Stellung, wobei zu Beginn seiner Partie auch Schwarz Mühe hatte sich zu entwi­ckeln. Es ist jeden­falls merkwürdig, dass Schwarz nur wegen einer leicht zu deckenden Drohung eines Bauern­ge­winns schon nach 4 Zügen als einzigen Entwick­lungszug Da5 gespielt hatte. Ich will es mal so ausdrücken: Johannes ist in unserer Mannschaft der Spieler mit dem größten Entwick­lungs­po­tential. Ich denke, ein wenig Eröff­nungs­theorie, ein bisschen strate­gi­sches Verständnis und takti­sches Sehver­mögen könnten ihn locker um 300 DWZ-Punkte nach oben bringen. Ich finde, dass das machbar ist und für meinen Teil werde ich ihm Taktik­ma­terial zur Verfügung stellen, was mir persönlich geholfen hat, von 1600 auf 1800 DWZ zu kommen. Also nur nicht den Mut verlieren.

 

Brett 6: Dr. R. Bullig (½)

Reinhard hatte mich gefragt, ob er das Remis­an­gebot seines Gegners annehmen solle. Ich habe dem sofort zugestimmt, weil ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut abschätzen konnte, dass wir diesen Mannschafts­kampf nicht mehr verlieren konnten und dieses Remis uns zu einem Unent­schieden oder sogar Sieg verhelfen wird. Sicher hätte Reinhard weiter spielen können, aber mein Eindruck war, dass er einige Züge zuvor etwas besser stand als zum Zeitpunkt des Angebots. Aber sei´s drum. Es ist kein Beinbruch, gegen einen in etwa gleich­starken Gegner Remis zu spielen.

 

Brett 4: S. Prix (½)

Auch Siegfried hatte mich gefragt, ob er das Remis­an­gebot seines Gegners annehmen solle. Dies erfolgte jedoch eine halbe Stunde vor Reinhard. Auch dem habe ich sofort zugestimmt, weil es bereits aus meiner Sicht ein Erfolg war, einem 150 Punkte stärkeren Gegner ein Remis abzuknöpfen. Außerdem hatte Siegfried wieder einen Zeitnachteil von ca. 30 Minuten und ich hatte ehrlich gesagt nicht das Vertrauen, dass Siegfried mehr als ein Remis gegen seinen Gegner schaffen würde. Dieser halbe Punkt­gewinn gab mir die Zuver­sicht, dass wir diesen Mannschafts­kampf ungeschoren überstehen.

Brett 3: E. Mumme (1)

Eberhard hat eine sehr schöne Angriffs­partie gegen den Schieds­richter geführt und mit einem unwider­steh­lichen Turmopfer am Königs­flügel unseren ersten vollen Punkt erzielt. Hier die entschei­dende Position zum Nachspielen bzw. Selbst­durch­rechnen

Ich würde mir wünschen, dass Eberhard öfter für uns spielt, insbe­sondere, wenn solch schönen Partien dabei rauskommen.

Diagramme Mumme SFB 5

Weiß am Zug

 

Brett 2: A. Bader (½)

Ich selbst habe dieses Remis erzielt, weil ich ziemlich genervt war und ich mich nicht mit Ärger an´s Brett setzen wollte. Sprich: gespielt habe ich nicht, sondern das Remis angeboten, worauf mein Gegner dann auch schuld­be­wusst einge­gangen ist. Was war passiert ? Wie ihr wisst, gibt es eine Karenzzeit bis 9:30 Uhr, die bei Nicht­er­scheinen des Spielers mit Verlust gewertet wird. Mein Gegner erschien nicht um 9:30 Uhr, sondern abgehetzt um 9:31 Uhr und wer meinen Uhr- und Zeittick kennt, der weiß, dass meine Uhren immer sekun­den­genau funktio­nieren und ich Recht hatte, auf einen vollen Punkt zu rekla­mieren. Ich bin mir sicher, dass bei profes­sio­nellen Schach­ver­an­stal­tungen, wie ich sie zum Beispiel in Moskau erlebt habe, die Schieds­richter unerbittlich gewesen wären. Wenn aller­dings der Schieds­richter Teil der gegne­ri­schen Mannschaft ist und sogar noch hinter seinem Mannschafts­kol­legen nach Beginn Wettkampfes hinterher telefo­niert, wobei Handys ja nicht erlaubt sind, dann kann er auch behaupten, dass mein Gegner „3 Sekunden“ vor Ablauf der Karenzzeit anwesend war. Ich empfehle, dass in Zukunft eine Uhr um 9:00 Uhr durch den Schieds­richter in Gang gesetzt wird, die die verblei­bende Karenzzeit anzeigt. Und fällt auf dieser Uhr das Plättchen, ist eben keine Diskussion möglich, vergleichbar wie der Verlust einer Partie aus Zeitnot.

 

Brett 1: A. Alihodzic

Höhepunkt der tragi­schen Ereig­nisse war die Partie von Ahmo, die als letzte beendet wurde. Bis kurz vor Schluss waren sich alle zumindest in dem Punkt einig, dass Ahmo diese Partie nicht verlieren kann. Reinhard, Siegfried und ich waren sogar der Meinung, dass er sie gewinnen könne, Eberhard war da skepti­scher. Was war also los? Aus meiner Sicht hatte Ahmo bis zum Ende des Mittel­spiels eine ereig­nislose, ja sogar langweilige Partie gespielt. Ahmos Gegner hatte zu diesem Zeitpunkt Remis angeboten, was aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung war.

Ahmo hatte jedoch einen Springer in einer halbwegs geschlos­senen Stellung, der sich dem schwarz­feld­rigen Läufer seines Kontra­henten etwas überlegen darstellte, weil er die Schwach­stelle der schwarzen Stellung, den Bauern c6, angreifen konnte. Ahmo hatte dies sehr gut erkannt und durch planvolle Sprin­gerzüge, die von der eigenen Grund­reihe bis nach a5 führten, auch umgesetzt. Nach Abtausch der beiden Leicht­fi­guren blieb Ahmos aktiver Turm gegen einen passiven, den Bauern c6 deckenden schwarzen Turm, auf dem Brett. Schwarz befand sich nahezu in einer Zugzwangstellung, die zwangs­läufig dazu führte, dass er seine Königs­flü­gel­bauern nach vorne spielen musste. Meiner Meinung nach war es möglich, mindestens einen dieser Bauern zu gewinnen und sich dann wieder auf die Schwäche c6 zu konzen­trieren, zumal wenn diese fallen würde, sich ein Freibauer von c5 aus dem Umwand­lungsfeld nähert. Ich glaube auch, dass Ahmo nicht gesehen hat, wie es möglich war, den c6-Bauern zu gewinnen. Ich vermag aber nicht zu sagen, ob das die siegreiche Strategie gewesen wäre. Ich persön­liche hätte mich um einen oder 2 Bauern meines Gegners am Königs­flügel gekümmert, um dann c6 wieder als Schwäche zu markieren. Sicher, einen Bauern hätte ich dabei selbst ins Geschäft stecken müssen, aber verloren war die Partie damit nie. Ahmo verlor leider den bis dahin sehr gut gespielten Partie­end­spiel­faden. Die nahezu völlige Spiel­lähmung des Schwarzen wurde durch einen selbst initi­ierten Bauern­tausch am Königs­flügel aufge­hoben, ein schwarzer g-Bauer kam ins Laufen und war dann an der Umwandlung nicht mehr zu hindern.

Weiß am Zug

Die letzten 3, 4, 5 Züge waren einfach nicht gut, zumal eine abwar­tende Spiel­führung möglich und angesichts der Zeitnot seines Gegners die bessere Wahl gewesen wäre. Doch Schach ist eben ein grausames Spiel und wer von uns hat eine sicher gewonnene oder remis­liche Partie nicht doch noch vergeigt ?!

 

© Arnd Bader

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